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Besondere Risiken am Aktienmarkt

Der Aktienmarkt wird durch das wirtschaftliche Umfeld wie etwa Wachstum, Inflation, Zinsen, Devisenkurse und Wirtschaftsdaten beeinflusst. Diese Bewegungen werden als Marktrisiko bezeichnet, das sich auf den Kurs der Aktien auswirkt. Das wirtschaftliche Wachstum ist häufig mit einer hohen Unsicherheit verbunden. Ökonomen können die wirtschaftliche Entwicklung in der Regel nur ungefähr abschätzen.

Risiken am Aktienmarkt lassen sich darüber hinaus in verschiedene Kategorien einteilen. Unternehmensbezogene Risiken haben ihre Ursache beim Unternehmen selbst, während Marktrisiken eher allgemein auf den Gesamtmarkt wirken. Dazu gibt es Faktoren wie Psychologie oder Computerhandel. Wir stellen die verschiedenen Risiken vor.

Das unternehmerische Risiko

Als Aktionär muss man sich als Mitinhaber eines Unternehmens verstehen, auch wenn man nur einen sehr kleinen Teil am Unternehmen hält. Dementsprechend hängt die Entwicklung einer Aktie stark an der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens. Im negativen Fall - beispielsweise der Insolvenz eines Unternehmens - ist auch der Totalverlust möglich. Zwar werden Unternehmenswerte in diesem Extremfall liquidiert, für Aktionäre bleibt jedoch häufig kaum etwas übrig.

Aktienkurse werden von unternehmensspezifischen Risiken und von allgemeinen Marktrisiken.

Das unternehmensspezifische Risiko

Natürlich hängt der Erfolg einer Investition auch unmittelbar an der kurzfristigen Entwicklung eines Unternehmens ab. Die Ertrags- und Gewinnaussichten eines Unternehmens können sich kurzfristig ändern, ebenso die politischen Rahmenbedingungen, was die Kursentwicklung negativ beeinflussen kann.

An der Börse notierte Unternehmen legen vier Mal im Jahr ihren Quartalsbericht vor. Rund um dieses Ereignis treten häufig große Schwankungen auf, weil die Daten und Zahlen einen genauen Einblick in den Erfolg des Unternehmens liefern. Aber auch abseits dieser fixen Termine kann es zu Turbulenzen kommen. Unternehmen sind verpflichtet, starke Veränderungen bei Gewinn- und Umsatzprognosen zu melden. Solche Korrekturen der Ziele werden auch als Gewinn- oder Umsatzwarnung bezeichnet und ziehen häufig stärkere Kursverluste nach sich.

Das Dividendenrisiko

Viele Unternehmen schütten regelmäßig einen Teil ihrer Gewinne an die Aktionäre aus. Diese Ausschüttung bezeichnet man als Dividende. Obwohl viele Unternehmen schon seit Jahrzehnten Dividenden ausschütten, gibt es keine Garantie auf diese Zahlung. Sollte ein Unternehmen in die Verlustzone rutschen, ist es möglicherweise nicht in der Lage eine Dividende zu zahlen. Ein Ausfall der Dividende ist häufig mit Kursverlusten in der Aktie verknüpft. Selbst wenn man die Aktie nicht verkaufen möchte, hat man möglicherweise zuvor mit der Dividende kalkuliert.

Das allgemeine Marktrisiko

Häufig unterschätzt wird das allgemeine Marktrisiko. Trends an Aktienmärkten hängen häufig an langfristigen Entwicklungen wie der Ausrichtung der Geldpolitik oder der Konjunkturentwicklung. Dementsprechend haben wichtige Ereignisse wie eine Notenbanksitzung oft einen erheblichen Einfluss auf die Kurse einzelner Unternehmen. Dazu kommen Einflussfaktoren wie Zinsen, Rohstoffpreise oder Wechselkurse. Das allgemeine Marktrisiko wird auch als systematisches Risiko bezeichnet. Das Börsenumfeld kann den Kurs eines Unternehmens kurzfristig negativ beeinflussen, obwohl sich an den Ertrags- und Gewinnaussichten des einzelnen Unternehmens nichts geändert hat.

Marktimmanente Risiken

Aktienmärkte verfügen über ein gewisses Eigenleben. Einsteiger sollten sich mit diesen Besonderheiten, aber auch Risiken vertraut machen.

Wichtig ist das psychologische Marktrisiko. Neben den oben genannten „Fakten“ rund um die tatsächliche Unternehmensentwicklung spielen Stimmungen, Meinungen und Gerüchte eine gewisse Rolle. Anlageentscheidungen basieren auf einer Vielzahl von Faktoren, die nicht immer rational oder objektiv sind. Analysten geben ihre Einschätzung zu Unternehmen ab, ebenso Experten oder Autoren von Börsenbriefen. Diese spezielle Börsenpsychologie führt an den Märkten häufig zu einem Herdenverhalten, was zu einer Übertreibung nach oben, wenn eine Aktie sehr begehrt ist, oder nach unten, wenn die Angst überwiegt, führen kann.

Baisse und Hausse

Die jeweilige Börsenphase - Hausse für steigende Kurse, Baisse für fallende Kurse - gibt den Takt an den Märkten vor. Beeinflusst werden diese Börsenphasen, auch Bullenmarkt oder Bärenmarkt genannt, von grundlegenden fundamentalen ökonomischen oder geldpolitischen Entwicklungen.

In Bullen- oder Bärenmärkten gibt es häufig eine unterschiedliche Herangehensweise an die Märkte. Während im Bullenmarkt häufig positive Nachrichten oder Entwicklungen zu steigenden Kursen führen, ignoriert man in Bärenmärkten häufig positive Meldungen und konzentriert sich auf negative Entwicklungen. So können ähnliche Nachrichten abhängig von der aktuellen Börsenphase zu verschiedenen Kursentwicklungen führen.

Während bis in die 1980er Jahre der Parketthandel die Börsen dominierte, bestimmen heute primär Computer den alltäglichen Handel an den Märkten. Im Hochfrequenzhandel handeln Computer in hoher Frequenz mit Wertpapieren. Algorithmen bestimmen den Handel und reagieren in kürzester Zeit auf Marktveränderungen. Die Computer treffen ihre Handelsentscheidungen basierend auf dem Algorithmus, was innerhalb von kürzester Zeit zu starken Kursbewegungen führen kann.

Der automatische Handel kann dabei zu einem selbst beschleunigenden Prozess werden. Unterstützt werden diese Kursveränderungen durch Stopp-Loss-Aufträgen, bei denen ein Wertpapier automatisch schnellstmöglich verkauft wird, wenn eine bestimmte Schwelle unterschritten wird.

Entwicklungen an Auslandsbörsen

Während der DAX in Frankfurt zur Hauptzeit von 09.00 bis 17.30 Uhr gehandelt wird, gibt es einen vorbörslichen Handel ab 08.00 Uhr sowie einen nachbörslichen Handel, der sich an der Handelszeit in den USA orientiert und bis 22 Uhr geht. Dementsprechend können auch nach 17.30 Uhr im DAX starke Schwankungen auftreten, wenn in den USA wichtige Daten veröffentlicht werden und die dortigen Indizes sich verändern. Europäische Aktien bilden die dortige Entwicklung häufig ab. Bei Kursausschlägen in Asien können europäische Anleger im Regelfall erst am nächsten Morgen agieren.

Wertschwankungen

Aktien und Indizes weisen eine natürliche Schwankung auf. Blickt man historisch auf den Markt, findet man immer wieder Perioden, in denen die Märkte teils über 50 Prozent in kurzer Zeit korrigiert haben. Daher spielt die Anlagedauer eine große Rolle für den Erfolg am Aktienmarkt. Denn je länger man im Markt investiert ist, desto geringer fallen die statistischen Schwankungen aus. Eine Auswertung des MSCI World zeigt, dass bei einer Investition über ein Jahr in den vergangenen 50 Jahren bestenfalls ein Wertzuwachs von 65,3 Prozent erzielt wurde. Dagegen gab es einen Verlust von 39 Prozent im schlechtesten Fall. Bei einer Investitionsdauer von 10 Jahren, beläuft sich der Gewinn im Schnitt „nur“ auf 19 Prozent, der Verlust beträgt im schlechtesten Fall nur 4 Prozent.

Risiken am Aktienmarkt im Überblick:

  • Nachrichtenlage beachten: wie wirken sich die Nachrichten auf die Kursentwicklung aus
  • Aktienkurse bewegen sich zu den offiziellen Börsenzeiten, werden aber außerbörslich von anderen Börsenkursentwicklungen beeinflusst
  • Bei einer langen Haltedauer lassen sich die Risiken am Aktienmarkt minimieren. Wer nur kurzfristig investiert, muss höhere Schwankungen in Kauf nehmen.